OK Planet – wir brauchen Klima-Budgets

Öffentliche Erklärung zur Einführung von Klima-Budgets

Berlin/Paris, 8. Dezember 2025.

Zehn Jahre nach der Unterzeichnung des Übereinkommens von Paris zur Eindämmung des Klimawandels am 12. Dezember 2015 müssen wir heute der Wahrheit ins Auge blicken: Nur noch gesetzliche Beschränkungen klimaschädlicher Verhaltensmuster bieten eine Chance, den Fortgang des Klimawandels auf ein überlebbares Maß einzudämmen. Dies betrifft in erster Linie die Lebensweise eines kleinen Teils der Weltbevölkerung, der in den wohlhabenden Regionen der Erde lebt. Deutschland, Frankreich und große Teile der Europäischen Union gehören dazu. Wir fordern daher hiermit unsere Regierungen auf, solche gesetzlichen Begrenzungen in Angriff zu nehmen.

Unsere Pro-Kopf-Emissionen sind zu hoch. Je wohlhabender, desto höher. Daran hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu wenig geändert. Wir weisen dabei auf die immense und bis heute unzureichend adressierte Verantwortung der Vermögenden und Superreichen hin. Wir müssen aber auch anerkennen, dass im globalen Maßstab ein großer Teil der Menschen in den nördlichen Industrienationen (bis auf wirklich in Armut lebende Menschen, die es auch bei uns gibt) zu dem wohlhabenden Teil der Weltbevölkerung gehört, der den Klimawandel befeuert.

Wir erkennen an, dass es bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen bereichsweise Erfolge gibt. Die Kommunikation solcher guten Nachrichten darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch ein langer Weg bis zur Klimaneutralität ist und dabei rein technische Lösungen nicht ausreichen werden. Zu bedenken ist, dass die Klimabilanzen der nördlichen Industrienationen ein geschöntes Bild zeichnen, weil CO2-intensive Produktionen von Gütern und Dienstleistungen, die wir konsumieren, statt sie zu vermeiden, lediglich in andere Teile der Welt ausgelagert werden. Notwendig ist es daher, die globalen Folgen eines unmäßigen nationalen Konsum-, Abfall-, Mobilitäts- und Freizeitverhaltens stärker in’s Blickfeld der Klimaschutzbemühungen zu rücken.

Klima-Budgets sind effizient

Zehn Jahre nach der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens erachten wir es für notwendig, Klima-Budgets einzuführen, um die vereinbarten Ziele zu erreichen. Als gleichberechtigte Budgets für Treibhausgasemissionen, die pro Person verursacht werden dürfen, auch bekannt als handelbare CO2-Budgets, CO2-Konten, carbon allowance, compte carbonne, Klimawährung oder Klimazuteilungen. Ziel dieser Budgets muss es sein, klimaschädliche Aktivitäten in ihrer Summe zu reduzieren und die dadurch verursachten Emissionen schnellstens zu senken. Eine bloß schrittweise Transition von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern genügt nicht mehr, um die Erderwärmung hinreichend zu begrenzen, denn dieser Umstieg vollzieht sich langsamer als es nötig wäre, um die Pariser Klimaziele noch einhalten zu können – die Berichte des Weltklimarates zeigen dies von Mal zu Mal deutlicher! Eine Ergänzung der gegenwärtige n Strategien durch Klima-Budgets ist daher notwendig.

Klimaneutralität kann ohnehin nur ein erster Schritt sein. Notwendig wäre letztlich eine regenerative Lebensweise, die schon entstandene Schäden in unserer Biosphäre zu heilen geeignet wäre. Eine Begrenzung durch individuelle Klima-Budgets soll auch eine Neuausrichtung der Unternehmen mit sich bringen, die sich an die Anforderungen der Verbraucher:innen nach kohlenstoffärmeren Produkten und Dienstleistungen anpassen müssen: zusätzlich ist eine Kennzeichnung des CO2-Gehalts von Produkten und Dienstleistungen einzuführen, um Kaufentscheidungen für klimafreundlichere Produkte zu erleichtern.

Klar ist: eine drastische Reduktion von Treibhausgasemissionen muss schnellstens erfolgen und nicht erst in Jahrzehnten. Klima-Budgets sind dazu das geeignetste Mittel. Wir können es uns nicht leisten, möglicherweise trügerische Hoffnungen in neue Technologien zu setzen, die zu spät zu voller Wirksamkeit gelangt sein werden. Denn in der Zwischenzeit wird die Dynamik der Erderwärmung durch die weiter steigenden Emissionen große Teile der Erde unbewohnbar gemacht haben. Zu raschem und entschiedenem Handeln mahnt uns die Wissenschaft einmütig!

Klima-Budgets sind sozial gerecht

Damit individuelle Klima-Budgets von der breiten Bevölkerung akzeptiert werden können, müssen sie für jede Person innerhalb des jeweiligen Landes identisch sein. Dies ist unabdingbar, um Klima und Ressourcengerechtigkeit herzustellen und einen sozialen Ausgleich zu ermöglichen. Klima-Budgets können damit die Grundlage schaffen für sozialen Frieden in globalen Notzeiten. Dies gilt sowohl im Verhältnis des globalen Nordens zum globalen Süden als auch innerhalb unserer Gesellschaften im globalen Norden, die
von sozialer Ungleichheit geprägt sind.

Wir rufen daher unsere Regierungen auf, die Frage der Solidarität und der Effizienz beim Klimaschutz in den Mittelpunkt zu stellen und Expert:innen-Kommissionen einzusetzen, die mögliche Verfahren zur Umsetzung persönlicher Klima-Budgets erarbeiten.

Je früher tragfähige Konzepte dafür entwickelt werden, desto besser. Wir erachten Mengen-Begrenzungen insbesondere in folgenden Sektoren für sinnvoll und notwendig:

° Auto bzw. fossil motorisierter Individualverkehr, Kreuzfahrten und Flugverkehr
° Textilkonsum („Fast Fashion“)
° Konsum von Fleisch und Tierprodukten
° Verbrauch elektronischer Geräte
° Warenverkehrsströme insbesondere durch Online Versandhandel und Retouren
° Bausektor
° Einsatz Künstlicher Intelligenz und anderer energieintensiver digitaler Anwendungen.

Es ist Zeit für Ehrlichkeit.

Die bisherigen Bemühungen zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen reichen nicht aus, um eine hinreichende Eindämmung der Erdklimaerwärmung und das Ziel der Klimaneutralität zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Insbesondere unsere Gesellschaften in den Industrienationen, die die größte aktuelle wie auch historische Verantwortung tragen, müssen deshalb mit gutem Beispiel vorangehen. Aufrufe von Wissenschaftler:innen, dass Emissions-Reduktionen rasch erfolgen müssen, dürfen nicht mehr
ungehört verhallen.

Die Erderwärmung ist seit der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens vorangeschritten und sie wird weiter voranschreiten, umso mehr, wenn politische Akteure versuchen, Klimaschutz-Bemühungen abzuschwächen. Die Prognosen aus der Wissenschaft sind eindeutig: Der Klimawandel beschleunigt sich schneller als gedacht. In den kommenden zwei Jahrzehnten stehen uns zunehmende Wetterextreme und Katastrophen bevor. Kipppunkte rücken näher mit unwägbaren Risiken für die Zukunft der Menschheit.

Wir rufen daher dazu auf, ein gutes Leben für alle Menschen auf unserem Planeten zu ermöglichen jetzt und in Zukunft. Im Geiste weiser Genügsamkeit und in Solidarität und Liebe zu kommenden Generationen.

Fassen Sie Mut und wagen Sie den Schritt zur Einführung von Klima Budgets!

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